Facebook Gewinnspiele. Manche lieben sie. Manche hassen sie. Ein Gewinnspiel ist keine Contentstrategie, kann aber durchaus im Contentmix eine nette Ergänzung darstellen. Vorausgesetzt natürlich, es ist von Inhalt, Mechanik und auch von der Häufigkeit der Durchführung sinnvoll eingeplant. Jede Woche irgendeinen Ramsch zu verschleudern bringt vielleicht Kommentare und freut den Algorithmus, aber ist nichts, was wir als langfristig qualitative Maßnahme ansehen.
Hat man sich allerdings überlegt, wie das Gewinnspiel aussehen kann, damit es für AbsenderIn und Community einen Mehrwert bietet, sind sie eine gute Sache. Sie schaffen Aufmerksamkeit (also Reichweite), Interaktion, Freude bei den GewinnerInnen und Aufmerksamkeit für weitere Kommunikationsthemen. So weit, so gut.
Die häufigsten „Aber“-Argumente in Sachen Gewinnspielen sind:
- Wir haben keine Preise zu vergeben.
- Facebook Gewinnspiele sind doch rechtlich ein Problem.
- Beim letzten Mal hat niemand mitgemacht, jetzt traue ich mich nicht mehr.
Das sind alles berechtigte Einwände. Trotzdem müssen sie keine ausschlaggebenden Gründe sein, auf Gewinnspiele gänzlich zu verzichten. Ein paar Ideen:
- Was soll ich verlosen? Ein Auto oder eine Reise sind die Klassiker unter den Preisen. Natürlich müssen solche Dinge erstmal finanziert (durch eigenes Budget oder Sponsoring) werden. Die gute Nachricht ist: Es ist nicht notwendig, viel Geld in große Preise zu investieren. Es reichen auch Aufmerksamkeiten und Kleinigkeiten. Was nämlich immer gut funktioniert, sind personalisierte Dinge. Gegenstände, Gutscheine, wasauchimmer, die mit der jeweiligen Marke zu tun haben. Wenn ich als Frisörsalon ein Auto verlose, freut sich der/die GewinnerIn bestimmt – trotzdem wäre es doch fein, wenn der Preis in irgendeiner Form mit meinem Unternehmen zu tun hätte: In Form von Gutscheinen. Umstylings. Haarpflegeprodukten.
- Was darf ich rechtlich überhaupt? Eine ganze Menge. Tatsächlich war die Abwicklung von Gewinnspielen auf Facebook früher viel umständlicher. Die entsprechende Richtlinie dazu findet ihr hier. Die wichtigsten Infos dazu: Ihr braucht Teilnahmebedingungen. Ihr müsst darauf hinweisen, dass Facebook selbst nichts mit der Promotion zu tun hat. Und: Die persönlichen Profile der NutzerInnen dürfen nicht in die Promotion miteinbezogen werden. „Teile diesen Beitrag in deiner Chronik“ ist natürlich nett, weil es die Reichweite eures Gewinnspiels erhöht – ist aber verboten. Das gilt ebenso für das Teilen des Beitrags in Chroniken von Freunden sowie das Markieren der eigenen Freunde in dem Promotions-Beitrag. Warum ist das so? Weil viele NutzerInnen ihre Privatsphäre-Einstellungen so gestalten, dass Nicht-Freunde ihre Inhalte nicht sehen können. Was natürlich blöd ist, wenn sie einen Gewinnspiel-Beitrag im eigenen Profil teilen, weil es dann niemand sieht. Vor allem ihr als SeitenbetreiberInnen nicht. Auf diese Weise hat man keine Chance, einen Preis zu ergattern.
- Warum macht niemand mit? Es gibt richtig innovative und kreative Gewinnspiele. Wenn ihr euch nicht sicher seid: denkt praktisch. Überlegt, ob ihr selbst teilnehmen würdet. In den allermeisten Fällen gibt es nämlich ein Hauptproblem bei Gewinnspielen mit geringer Teilnehmendenzahl: es ist zu kompliziert.
Ihr wollt, dass die UserInnen den Code auf einem Flyer auf irgendeiner Microsite eingeben und dann das Ergebnis auf eure Facebook-Seite posten? Nöp. Die UserInnen sollen sich eine „spannende Geschichte überlegen und sie posten“? Nein. Sie sollen basteln, suchen, sich registrieren? Nein, nein, nein.Das funktioniert, wenn ihr Coca Cola seid und der Preis dann eben doch das Auto ist. Aber für den kleinen Rahmen ist das viiiiel zu umständlich. Je geringer die Hürde ist, desto besser. Im Idealfall reicht ein Klick, ein Schnappschuss, ein kurzes Posting, um am Gewinnspiel teilnehmen zu können.
Finger weg auch von allgemeinen Formulierungen: „Schick uns ein lustiges Foto“ hat null Aussagekraft. Dabei kann es sich genauso gut um ein Spongebob-Meme handeln wie um ein Foto aus dem letzten Urlaub. Formuliert eine konkrete Aufgabenstellung, die einfach zu bewältigen ist und möglichst wenige Medien-„Brüche“ in sich birgt. (Mit dem Bus an einen Ort fahren, um eine gedruckte Broschüre zu holen, um damit einen Papierflieger zu basteln, den mit dem Handy zu fotografieren und sich dann auf einer Plattform zu registrieren, um das Bild hochzuladen – NEEIIIIIN.) Wir wollen alle, dass sich die UserInnen besonders lange und intensiv mit unseren Inhalten beschäftigen. Aber in den wenigsten Fällen werden sie das auch wirklich tun. - Erwähnt sei an dieser Stelle auch das Problem der sogenannten GewinnspieljägerInnen. Profile, die einzig und allein angelegt wurden, um an möglichst vielen Gewinnspielen teilzunehmen. Diese Profile sind weder am übrigen Content einer Seite interessiert, noch schaffen sie qualitative Beiträge oder gar langfristiges Commitment. Wie erkennt man GewinnspieljägerInnen? Einfach auf das Profil gehen und sich die letzten 10 Posts ansehen: Da viele Gewinnspiele ein (unerlaubtes) öffentliches Teilen einfordern, sind diese Shares in den Profilen mehrfach zu finden. Dass jemand bei mehreren Gewinnspielen teilnimmt, ist nichts Verwerfliches, hier geht es aber nur darum, möglichst viele Gewinne abzuräumen und dann unter Umständen auch weiter zu verkaufen. GewinnspieljägerInnen kann man nicht von der Teilnahme ausschließen (da sie nichts Verbotenes tun) und muss man zum Teil auch einfach hinnehmen. Über die Mechanik eines Gewinnspiels kann man aber gut steuern, ob die Teilnahme für solche Personen leicht möglich ist, oder zum Beispiel ein gewisses Interesse am Unternehmen voraussetzt.
Meist hilft es wirklich, sich das eigene Nutzungsverhalten als Maßstab zu nehmen und sich daran zu orientieren. Finde ich den Preis attraktiv und ansprechend? Kenne ich mich mit der Aufgabenstellung aus? Steht der Aufwand in irgendeiner Relation zum Preis? Das sind Fragen, die euch beim nächsten Gewinnspiel als Orientierungshilfe dienen können. Viel Erfolg!
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