Was für ein Social-Media-Jahr! Twitter-Krisentermine, Suche nach Bluesky-Invitecodes, Unsicherheit über die Musiknutzung auf Instagram, Warten auf Threads, noch mehr X-Krisentermine … es war – viel. Und wir gehen davon aus, dass es auch 2024 wieder wild wird. Daher wagen wir einen Blick in die Zukunft und geben unsere Einschätzung ab, welche Digitalen Trends uns im kommenden Jahr auf Trab halten werden.

KI everywhere

Das Thema Künstliche Intelligenz hat bereits das Jahr 2023 dominiert: Einsatzmöglichkeiten, Gefahren, ethische Fragen, rechtliche Rahmenbedingungen und vieles mehr waren in der Berichterstattung allgegenwärtig. 

Was wir in Hinblick auf 2024 sehr sicher sagen können: KI ist gekommen, um zu bleiben. Unternehmen setzen vermehrt auf KI, sei es für die Automatisierung von Aufgaben, die Analyse großer Datenmengen oder die Sammlung von Kund:inneneninformationen. Wir werden in den kommenden Monaten noch stärker als bisher merken, in welchen Lebensbereichen uns das Thema begleitet. Und wir werden lernen, sie uns stärker zunutze zu machen und in unsere Arbeit zu integrieren. Für uns Digitalmenschen bedeutet der Einsatz von KI unter anderem: neue Arbeitsroutinen, neue Möglichkeiten und auch mehr Verantwortung. Der Balanceakt zwischen dem Potenzial der KI und die Einhaltung rechtlicher und ethischer Grenzen (wie vom PR-Ethik-Rat ausgearbeitet) wird zweifellos ein zentrales Thema in den kommenden Jahren sein. 

Follow the money – Social Selling

Dass soziale Netzwerke wunderbar als Geldmaschine genutzt werden können, haben Unternehmen schon lange durchschaut. Neben dem Einsatz von Social Ads sind Kooperationsgeschäfte mit Influencer:innen besonders populär geworden. Dass Plattformen wie Meta und TikTok laufend nach neuen Vermarktungsquellen suchen, ist kein Geheimnis, Funktionen und Formate wie Live-Shopping werden bereits in unterschiedlichen Formaten getestet und besonders erfolgreichen Creators zur Verfügung gestellt. Diese Entwicklung wird sich weiter intensivieren (was diese Auswahl an  Meldungen zu Shopping-Features auf TikTok, Whatsapp, YouTube nahelegen). Der Verkauf wird personalisierter (was im Übrigen einerseits den Möglichkeiten des Targetings ebenso geschuldet ist wie dem Wunsch der User:innen nach persönlicher Ansprache) und neue Formate werden sich etablieren, um das Verkaufsgeschehen noch weiter anzukurbeln.

Natürlichkeit

Wir haben bereits im vergangenen Jahr festgestellt: Die Nutzer:innen möchten die Kontrolle über ihre Inhalte zurück.

Gespräche verlagern sich mehr und mehr in den Bereich der privaten Nachrichten, in der eigenen Bubble entsteht das Gefühl, dass viel weniger veröffentlicht wird als früher. Wir haben selbst gemerkt: irgendwie ist zu viel Werbung, zu viel Hochglanz-Inhalt, zu viel Schein online zu sehen.

Immer mehr Markenauftritte präsentieren sich inzwischen ebenfalls „authentisch“und bewegen sich weg von der (zuletzt schon recht anstrengend zu konsumierenden) reinen Inszenierung. Der Trend geht dahin, ‚mehr zu sein statt zu scheinen‘. Das Ziel: eine authentische Verbindung zu den Zielgruppen aufzubauen, indem ein natürlicher und realer Eindruck vermittelt wird.

In jedem Redaktionsplan liest sich der obligatorische Blick hinter die Kulissen und auch die Formate drängen stark in Richtung Live-Content.

Video-Content

Videocontent wird weiterhin das wichtigste und am meisten mit Reichweite belohnte Format sein. 

Wir erwarten, dass viele weitere Organisationen auf TikTok starten werden und die Bandbreite an Themen und Formaten weiter wachsen wird. Bemerkenswert ist übrigens die aktuelle Entscheidung von TikTok, längere Videos mit mehr Reichweite zu belohnen – ausgerechnet auf dem Kanal, auf dem der Trend zum Kurzvideo begann.

Die Nutzendenzahlen in Österreich sind schon einmal vielversprechend- laut TikTok nutzen 2,1 Millionen Menschen mindestens einmal im Monat die App.

Linkedin, das neue Facebook?

Nicht nur TikTok hat sich im abgelaufenen Jahr über User:innenzuwachs gefreut, sondern auch das älteste Soziale Netzwerk: LinkedIn. Hierzulande nutzen 700.000 Personen mindestens einmal monatlich die Plattform, in Deutschland sind es mehr als 5 Millionen. Diskussionen, die sich vor einigen Monaten noch auf X/Twitter abgespielt haben, haben sich mittlerweile auf LinkedIn verlagert, die eigene Positionierung als Expert:in erscheint dort besonders sinnvoll. Die Funktionalität der Plattform (klassische Postings, Video-, Bildmaterial, Blogbeiträge, Newsletter etc.) trägt ihr Übriges bei. Für Unternehmen bedeutet das ebenfalls: mehr Augenmerk auf LinkedIn mit eigenem Auftritt, Bestärkung der hausinternen Fachkräfte in Sachen Social Media und Employer Branding.

Umgang mit Falschinformationen

Anhand der Berichterstattung über den Krieg im Gazastreifen wurde einmal mehr deutlich, wie rasch sich Falschinformationen über Social Media Plattformen verbreiten können und dass es den Betreiber:innen nicht gelingt, ausreichend dagegen vorzugehen. Auch dieses Thema wird uns erhalten bleiben – im kommenden Jahr stehen nicht nur in Österreich Wahlen bevor, sondern auch in der EU und den USA. Was da noch auf uns zukommen wird, bleibt spannend. 

X/Twitter

Wird es eine Bezahlschranke geben? Werden alle User:innen auf Bluesky abwandern? Wird X gar ganz abgedreht? Oder künftig zum Zahlungsdienst umgebaut? Wir können leider auch nicht vorhersagen, wofür sich Elon Musk entscheiden wird. Was wir allerdings sehr wohl feststellen können: Das Hin und Her tut der Plattform nicht gut. Die Nutzendenzahlen gehen steil bergab und es ist nicht davon auszugehen, dass User:innen, die der Plattform den Rücken gekehrt haben, wieder zurückkommen.

Wir sind zuversichtlich, dass so einiges auf uns zukommen wird im neuen Jahr und sich Themen auftun werden, von denen wir jetzt noch keine Vorstellung haben. Wir warten einstweilen auf die Ausrollung von Threads in Europa (die noch im Dezember passieren soll) und probieren die Einsatzmöglichkeiten von Midjourney und ChatGPT, um unsere Arbeit zu erleichtern. Für diesen Blogbeitrag war AI noch keine allzugroße Hilfe ;)

Screenshot ChatGPT

Mehr zum Thema

Wein VS. Juno: Sollen wir alle Twitter verlassen?

Digitale Trends 2023: Diese Themen werden uns beschäftigen